Korrektoratsarbeit – Was macht ein Korrektorat eigentlich?

„Aber das Korrektorat wird doch bereits von Word erledigt“ – so denken es sich manche Personen, die schon aus Kostengründen keine Kunden eines Korrektorats werden möchten. Dass die Enttäuschung solcher Personen bei Produktflops oder hagelnder Kritik groß ist, muss nicht erwähnt werden.

In diesem Artikel wollen wir anhand konkreter Beispiele erklären, um welche Dinge sich der Lektor bei einem Korrektorat eines Textes eigentlich kümmert. Grob zusammengefasst sind das:

  • Orthografie
  • Wortwahl
  • Zeichensetzung
  • Satzbau und Grammatik
  • Lesbarkeit
  • sowie Semantik

Um Beispiele zu finden und für uns Selbstverständliches nicht unerwähnt zu lassen, haben wir uns selbst bei der Arbeit über die Schulter geschaut – bei dem Korrektorat eines Kochbuchs.

Was ist ein Korrektorat?

Orthografische Fehler nach Duden-Empfehlung korrigieren

„aufwendig“ ist laut Duden die empfohlene Version des Wortes, obwohl „aufwändig“ aufgrund der Wortherkunft Sinn machen würde. (Ob wir uns an den Duden-Empfehlungen orientieren sollen, bestimmen letztlich unsere Kunden.)

Großschreibung: Vermeintliche Eigennamen als solche identifizieren

Den Ausdruck „Süßer Senf“ hat der Autor für einen Eigennamen gehalten. Korrekt ist es jedoch, den Ausdruck mit klein geschriebenem Adjektiv zu verwenden: „süßer Senf“.

Wortwiederholungen vermeiden

Das Verb „geben“ lässt sich in einem natürlich Kochbuch schlecht vermeiden. Um den Stil des Buchs zu verbessern, sind wir aufgrund der zahlreichen Wiederholungen des Wortes auf Synonyme ausgewichen: „schütten“, „legen“, „träufeln“…

Fehlende Leerzeichen ergänzen und überflüssige Leerzeichen entfernen

Ein weiterer häufiger Fehler, den wir auch in dem von uns zu bearbeitenden Werk vorfanden, war das Fehlen von Leerzeichen an bestimmten Stellen: So haben wir bei „z.B.“ oder bei „4cm“ jeweils ein Leerzeichen eingefügt. An wieder anderen Stellen fanden wir ein Zuviel an Leerzeichen vor.

Uneinheitliche Handhabung von Wörtern und Abkürzungen beheben

In dem Buch wurde im Abkürzungsverzeichnis erwähnt, dass die Abkürzung „ca.“ ausgeschrieben „circa“ bedeuten würde. Dennoch fanden wir die ausgeschriebene Version an mehreren Stellen des Buches. Hier haben wir eine Vereinheitlichung vorgenommen.

Fehlendes Komma vor „und“ ergänzen

Viele Autoren haben sich zu irgendeinem Zeitpunkt einmal eingeprägt, man dürfe vor dem Wort „und“ niemals ein Komma setzen. Doch gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Beispielsweise enthielt der folgende Satz ursprünglich kein Komma: „Dann sind auch die Mandeln nicht mehr heiß, und das saure Obst kann noch frisch verzehrt werden.“

Korrektur der Schreibweise gängiger Einheiten

In dem von uns zu korrigierenden Kochbuch hat der Autor stets „°C“ geschrieben. Die gängigere und angenehmer lesbare Schreibweise lautet jedoch „° C“, also mit Leerzeichen.

Falsch geschriebene übliche Einheitenzeichen

Auch bei der Kurzvariante der Einheit der Minuten wich der Autor von der gängigen Norm ab: Es hieß stets „Min“ statt dem gängigen Einheitenzeichen „min“.

Zu Ergänzendes kommentieren

Da für den Autor bis zum Schluss nicht feststand, für welche Schriftgröße er sich entscheiden würde, gab es zahlreiche Platzhalter in dem Buch: „Seite xx“. Damit der Autor diese Platzhalter am Schluss nicht übersieht , haben wir diese noch einmal anhand von Kommentaren markiert und den Autor auf unsere Kommentare zu Problemen hingewiesen, die noch nicht durch uns behoben werden konnten.

Fehlenden Punkt bei manchen Abkürzungen ergänzen

Auch in puncto Abkürzungen hat sich bei unserem Autor der Fehlerteufel eingeschlichen: An vielen Fällen hieß es „Stk“, was wir durch Stk. ersetzt haben.

Um korrekte Setzung von Gedankenstrichen kümmern

Auch bei dem sogenannten Halbgeviertstrichen (–) werden gern Fehler gemacht: Entweder wird nur ein einfacher Bindestrich gesetzt, oder es findet sich auch oft ein anderes Satzzeichen.

Lesbarkeit verbessern

Bei manchen Wörtern stockt man als Leser: Obwohl ein Wort korrekt geschrieben wurde, kann man nicht auf Anhieb erkennen, was mit dem Wort gemeint ist. Damit jeder Leser den Text möglichst schnell verstehen kann, greifen wir an solchen Stellen ein: Beispielsweise haben wir in dem Kochbuch das  Wort „Zitronenachtel“ durch die besser lesbare Version „Zitronen-Achtel“ ersetzt.

Zur Verbesserung der Lesbarkeit haben wir in unserem Beispiel auch manche ungewöhnliche Satzstellungen korrigiert: „Zu den Zitronen den Sekt geben“ stört den Lesefluss einfach. Ein „Sekt zu den Zitronen geben“ hingegen ist eine geeignetere Wortreihenfolge für ein Kochbuch.

Nonsense markieren und kommentieren

Zu guter Letzt möchten wir noch erwähnen, dass wir Textstellen kommentieren, die uns nicht einleuchten, da sie schlicht keinen Sinn machen. Manchmal kann ein Satz dermaßen sinnentleert sein, dass die eigentliche Intention des Autors nicht mehr ersichtlich ist. In solchen Fällen können wir nicht einmal eine Korrektur vornehmen, sondern müssen den Autor in einem Kommentar darauf hinweisen, dass nicht klar ist, was an der Stelle eigentlich zum Ausdruck gebracht werden soll.

Zusammenfassung: Korrekt, einheitlich, angenehm zu lesen

Wie Sie gelesen haben, befreien wir Texte im Rahmen eines Korrektorats nicht nur von klaren orthografischen Fehlern, sondern kümmern uns auch darum, dass Abkürzungen und die Schreibweisen von Wörtern einheitlich sind und der im Deutschen gängigen Variante entsprechen. Darüber hinaus sorgen wir für eine angenehme Lesbarkeit und verhindern, dass der Text inhaltliche Fehler enthält, die jedem Leser auf Anhieb ins Auge springen würden. Doch auch dann, wenn die genannten Punkte von einem Korrektor berücksichtigt wurden, heißt das nicht automatisch, dass es sich um einen guten Korrektor handelt. Worauf es nämlich zusätzlich ankommt, können Sie in dem Artikel Eigenschaften, die einen guten Korrektor ausmachen lesen.